Kunst im öffentlichen Raum

Hans-Albrecht Schilling und die Kunst im öffentlichen Raum

In Bremen bekommt er erste Aufträge im Rahmen des 1952 eingeführten Programms „Kunst am Bau“. 1953 entsteht das Bandeisen-Relief „Musikanten“ am Jugendheim Walle, kurz darauf Wandbilder am neuen Berufsbildungszentrum, beide Arbeiten stilistisch noch im Bereich der abstrahierten Gegenständlichkeit, während er sich in seinen Tafelbilder bereits der Abstraktion zugewendet hat. „Er ist rein abstrakt; dynamisch, aber nicht expressiv“, urteilt ein Kritiker. Man spürt in dieser ereignisreich dichten Zeit der künstlerischen Selbstfindung der frühen fünfziger Jahre nicht nur den individuellen Aufbruch des jungen Künstlers, sondern auch das kollektive Bestreben einer Generation, zu der auch die nicht mehr ganz so Jungen zählen, wieder Anschluss an die internationale Kunstentwicklung zu finden nach der kulturell restriktiven NS-Zeit.

Zunächst jedoch – das gilt für die Zeit von den späten fünfziger bis zu den frühen siebziger Jahren – läuft Schillings künstlerische Produktion parallel zu seiner Arbeit als architektonischer Farbgestalter. Aber auch hier überwiegen statt der klassischen Atelier-Tafelmalerei öffentliche Aufträge im Rahmen von Kunst am Bau. In diesem Bereich entwickelt er mit Wandbildern, Mosaiken, Materialassemblagen und Reliefs eine eigenständige abstrakte Formensprache aus teils recht-, teils schiefwinkligen, teils organisch geschwungenen Formkomponenten, die man vielleicht am treffendsten mit „strukturalistisch“ zu umschreiben ist. Im Vergleich der Ergebnisse in beiden Arbeitsfeldern, dem künstlerischen und dem farbgestalterischen, lässt sich feststellen, dass beide für sich einerseits autonom stehen und nicht das eine lediglich als Nebenprodukt des anderen gelten kann. Andererseits besteht aber in der primären Auseinandersetzung beider Felder mit den Fragen des Raumes ein wichtiges Moment der Korrespondenz.